Selten haben mich die verschiedenen Facetten einer Stadt so fasziniert wie in Macau, dem kleinen Bruder von Hongkong. Auf der einen Seite die sehr morbide wirkende Altstadt, mit ihren heruntergekommenen Häusern und den letzten Überresten der einst prunkvollen Kolonialherrschaft Portugals. Auf der anderen Seite die Glitzerwelt der Spielcasinos, in vielen Punkten eine exakte Kopie von Las Vegas – bloß ohne des dort praktizierten exzessiven Alkoholkonsum. Diese Ambivalenz, gepaart mit dem chinesischen Flair macht den Ausflug in die Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China zu etwas ganz besonderem, dabei haben wir gleich in doppelter Hinsicht die Tipps unseres Marco Polo Reiseführers missachtet. Doch fangen wir von vorn an…
Im schlauen Büchlein wurde zum einen davor gewarnt, Tagesausflüge nach Macau zu machen. Außerdem wurde von Ausflügen am Wochenende abgeraten. Doch wir, meine Ex-Nachbarin Julia, die seit knapp zwei Jahren in Hongkong arbeitet, und mein Noch-Nachbar Tobi trauten uns beim Besuch in Hongkong trotzdem für nur einen Tag auf die andere Seite der Bucht – und wählten auch noch den Sonntag aus. Wir haben es nicht bereut…
Rund eine Stunde dauert die Fährfahrt von Hongkong ins benachbarte Macau. Dort angekommen, machten wir uns erstmal auf den Weg in die historische Altstadt, teils von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ein paar Reste der ersten europäischen Siedlung in Fernost sind noch erhalten, eine alte Kirchenfront und eine große Festung zum Beispiel. Auf dem Weg dahin geht’s durch vielbelebte Gässchen, in denen es nach allen möglichen Köstlichkeiten duftet. Man kann sich fast nicht dem Werben auf eine Kostprobe erwehren, egal ob knackige Kekse, süße Eiskreationen oder pikantes Trockenfleisch, überall ist probieren meist gern gesehen. Am Ende des Tages kann man sich den eigenen Favoriten in Sachen Macau-Spezialität ja in größerer Form als Reisemitbringsel sichern.
Danach ging es dann auf die südliche der beiden Inseln Macaus, wo das Zentrum der Casino-Industrie zu finden ist. Genau wie in Las Vegas gibt’s in der chinesischen Variante auch ein Venetian, ein Hard Rock Hotel oder ein MGM. Bloß die Konzentration auf genau eine Straße, wie in Vegas den Strip, fehlt. In Macau sind die Spieltempel aufs ganze Stadtgebiet verteilt. Genauer nehmen wir das Venetian unter die Lupe, wirklich eine fast exakte Kopie der amerikanischen Vorlage, mit Indoor-Kanälen, dem nachgebauten Markusplatz und italienischen Gesangsgrüppchen. Auch in die Studio City, eine der neueren Anlagen, sehen wir uns um. Dort finden vor allem Fans von Hollywood-Blockbustern viel Erlebnis rund um den Casinobesuch. Als noch nicht so etabliertes Haus, war es hier – zumindest bei unserem Besuch im April 2016 – noch sehr ruhig.
Fazit: Ein Trip nach Macau lohnt auf jeden Fall! Auch für nur einen Tag! Auch an einem Sonntag! Seht selbst auf den Fotos 😉
Ein Stadtrundgang durch Macau in Bildern









(Fotos: Gregor Wolf)
Info
Fähre: Sowohl vom Central Pier in Hongkong Island als auch von Kowloon aus fahren täglich mehrere Fähren gen Macau. Uns kostete die Hin- und Rückfahrt umgerechnet etwas mehr als 20 Euro. Die einfache Fahrt dauert etwa eine Stunde.
Busse: In Macau kommt man zwar auch per Taxi recht günstig von A nach B, Strecken vom Fährterminal zu den Casinos oder umgekehrt, kann man jedoch auch ganz umsonst zurücklegen. Die Hotels bieten nämlich kostenlose Shuttle-Busse an, auch für Leute, die nicht bei ihnen übernachten. Am Fährterminal und bei den meisten Hotels gibt es kleine Busbahnhöfe, denen man sich nur bedienen muss. Tipp: Wer in die historische Altstadt will, sollte den Bus vom Hotel Lisboa nutzen, das liegt für die altehrwürdigen Sehenswürdigkeiten am günstigsten.