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Kubas Hauptstadt Havanna: Ein Stadtrundgang in zwölf Bildern

Kuba also! Klar: Wenn nicht jetzt, wann dann? Den Karibikstaat besuchen ohne ein paar Tage in der Hauptstadt Havanna zu verweilen? Klar: Geht natürlich überhaupt nicht! Das Flair der teils morbide wirkenden Metropole hat einfach einen viel zu großen Reiz – vor allem danke vieler krasser Gegensätze: Schön herausgeputzte Prunkbauten früherer Tage vs. total heruntergekommene Wohnhäuser, altehrwürdige Kolonialgeschichte vs. kommunistische Lobhymnen oder perfekt gepflegte US-Oldtimer vs. eher unpfleglich behandelte Autoimporte aus dem Westen. Es gibt einfach viel zu entdecken.

Im Oktober 2015 war ich zusammen mit meinem Kumpel Josef vier Nächte lang in Havanna. Was wir dabei erlebt haben, soll hier in zwölf Bildern angerissen werden. Nur so viel vorweg: Am besten ihr lasst euch einfach treiben…

Che Guevara ziert nicht nur eine Hausfassade in Havanna.
Che Guevara ziert nicht nur eine Hausfassade in Havanna.

Die Stadt des Che Guevara: Schon bei der Fahrt vom Flughafen Richtung Hotel kommt man an ihm nicht vorbei. Revolutionsführer, Nationalheld, Guerillakämpfer – all das war Che Guevara. Der gelernte Arzt, der 1967 in Bolivien exekutiert wurde, überragt nicht nur am Platz der Revolution, nein er schaut von hunderten Hausfassaden auf seine Landsmänner hinab, wird immer noch verehrt. Und er gilt natürlich auch im Westen als eines der Symbole für Kuba, so dass die Souvenirhändler in der ganzen Stadt T-Shirts, Caps, Poster und allerlei Erinnerungen mehr mit dem Konterfei von Guevara anbieten.

Fortaleza de San Carlos: Stehen, wo einst Fidel Castro stand.
Fortaleza de San Carlos: Stehen, wo einst Fidel Castro stand, zumindest fast.

Ehre für den Ex-Präsidenten: Und auch der zweite große Revolutionär Kubas bekommt in Havanna viel Platz, auch wenn Fidel Castro bei weitem nicht so präsent ist, wie sein ehemaliger Mitstreiter Che Guevarra. Doch allein dieses Beispiel vom Fortaleza de San Carlos auf der dem Zentrum gegenüberliegenden Seite des Kanals zur Hafeneinfahrt zeigt, wie ehrfürchtig noch mit dem starken Mann der kommunistischen Partei umgegangen wird. Es ist nur ein unscheinbares Schild an der Brüstung der immer noch sehr imposanten mittelalterlichen Festung, das auf einen Besuch Castros im Jahr 1994 hinweist. Doch links und rechts sowie gut zwei Meter vor der Tafel wird das Plätzchen von Absperrungen „geschützt“. Stehen, wo einst Fidel Castro stand, das ist so nur fast möglich. Die „heilige Stelle“ selbst darf nicht betreten werden.

Das Castillo de los Tres Reyes del Morro wacht über die Hafeneinfahrt von Havanna.
Das Castillo de los Tres Reyes del Morro wacht über die Hafeneinfahrt von Havanna.

Tor zur Welt: Etwas kleiner, aber nicht minder imposant wie die erstgenannte Festung ist das in direkter Nachbarschaft liegende Castillo de los Tres Reyes del Morro. Die einstige Verteidigungsanlage der Spanier steht direkt an der Einfahrt zum geschützten Naturhafen der Stadt. Hier gibt es nicht nur eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Kolonialisierung, sondern auch einen der besten Ausblicke auf die Stadt. Besonders imposant wirkt die Sicht auf die einstige Prunkstraße am gegenüberliegenden Hafenkai, dem Malecon. Doch auch ein Blick die Festungsmauern hinunter kann lohnen. Auf den kleinen Felsen unten am Meer tummeln sich immer wieder alter Männer mit Angelruten – auf Plätzen, die oft unmöglich zu erreichen scheinen.

Alte Kanonen im Castillo de la Real Fuerza.
Alte Kanonen im Castillo de la Real Fuerza.

Geballte Feuerkraft: Die dritte Festungsanlage, die auf einem Stadtrundgang nicht fehlen darf, ist das Castillo de la Real Fuerza. Hier haben wir nun auch das eigentliche historische Zentrum Havannas erreicht. Besonders herausragend ist dort neben den schmucken Wachtürmen die noch funktionierende Zugbrücke am Eingang zum Fort. Für Besucher ist die heutzutage zwar immer heruntergelassen, Feinde der spanischen Krone hätten in früheren Zeiten bei einem Angriff jedoch erst einen breiten Wassergraben überwinden müssen. Erschwert wäre den Angreifern dieses Vorhaben durch zahlreiche Kanonen, die mittlerweile jedoch nur noch schön anzusehen sind. Säuberlich aufgereiht steht das einstige Kriegsgerät gleich am Anfang des Castillos.

Die ausgemusterten Kugeln der Kanonen dienen in ganz Havanna als Begrenzungen von Straßen und Plätze, wie hier auf dem Plaza Vieja.
Alte Kanonenkugeln dienen in ganz Havanna als Begrenzungen von Straßen und Plätze, wie hier auf dem Plaza Vieja.

Kanonenkugeln schmücken UNESCO-Weltkulturerbe: Ganz und gar nicht militärisch wirkt die schmucke Plaza Vieja. Mit den authentisch renovierten kolonialen Prunkbauten zählt der Platz zum Herz von Alt-Havanna, was seit den 1980er Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier tobt das touristische Leben vor allem am Nachmittag, wer es ruhiger will, sollte sich schon am Vormittag in eines der einladenden Cafés setzen, die selbst zu früher Stunde oft schon Live-Musik anbieten. Und beim genauen Blick vom Stuhl im Freien auf den Platz fällt dann vielleicht doch ein militärischer Zusammenhang auf: Die als Begrenzung dienenden Kugeln am Grund des Platzes bestehen aus ausgemusterten Kanonenkugeln. Die gleiche „Deko“ findet man an vielen Ecken in der ganzen Stadt.

Auch viele heruntergekommene Wohnhäuser gehören zum Stadtbild
Auch viele heruntergekommene Wohnhäuser gehören zum Stadtbild

Die andere Seite der kubanischen Architektur: So fein herausgeputzt wie am Plaza Vieja ist es jedoch nicht an vielen Stellen Havannas. Die Realität schaut für europäische Verhältnisse oftmals sogar bedrückend aus. Viele Wohnhäuser – wie hier in einer Seitenstraße des Malecon – sind in einem desaströsen Zustand, wohl nie richtig fertiggebaut, sind sie schon seit Jahren dem Verfall ausgesetzt. Beeindruckend ist trotzdem wie selbstverständlich die Bewohner damit umgehen. Selbst in wahren Ruinen wird angeregter Tratsch abgehalten, selten ohne Lächeln im Gesicht.

Im Gegensatz zu vielen Häuser meist tadellos in Schuss: Amerikanische Oldtimer prägen das Stadtbild.
Im Gegensatz zu vielen Häuser meist tadellos in Schuss: Amerikanische Oldtimer prägen das Aussehen der Metropole.

Der Schatz der Kubaner: Im Gegensatz zu vielen Gebäuden präsentieren sich die Markenzeichen vieler Hauptstadtbewohner in tadellosem Glanz. Die Rede ist von den amerikanischen Oldtimern, die immer noch den überwiegenden Großteil des Straßenverkehrs in Havanna bestreiten. Wegen der starken Einfuhrzölle waren und sind die Kubaner einfach auf ihre altehrwürdigen Fortbewegungsmittel angewiesen, hegen und pflegen sie wie ihre Augäpfel. Reparaturen der – zum Glück noch nicht elektronischen Bauteile – sind bei den US-Schlitten eben oft auch noch in Eigenarbeit zu leisten. Eher stiefmütterlich werden hingegen die wenigen West-Importe auf den Straßen wahrgenommen. Während selbst Einheimische besonders eleganten Oldtimern minutenlang hinterherschauen können, werden die modernen Autos meist keines Blickes gewürdigt.

Bei einer Oldtimer-Tour setzte sich Autor Gregor Wolf am Plaza de la Revolution ans Steuer.
Bei einer Oldtimer-Tour setzte sich Autor Gregor Wolf am Plaza de la Revolucion ans Steuer.

Must-Have: Zuschauen allein macht natürlich nicht glücklich, deshalb charterten auch wir einen der eleganten Straßenflitzer für eine Stadtrundfahrt – ganz stilecht „oben ohne“ im Cabrio natürlich. Beim Platz der Revolution durften auch Josef und ich dann für ein kleines Fotoshooting auf dem Fahrersessel Platz nehmen, am liebsten hätten wir das Gefährt gleich mit nach Hause genommen. Unseren kundigen Führer gabelten wir übrigens am Vortag in einer einheimischen Bar auf, doch die Geschichte ist zu gut, um in einer Bilderstory erzählt zu werden. Mehr dazu also in den kommenden Tagen auf waldundwelt.de. Wer nicht per Zufall einen Chauffeur findet, beim Capitolio (siehe unten) steht immer eine Armada an verfügbaren Oldtimern bereit.

Exportschlager Havanna Club
Exportschlager Havana Club.

Prost auf Rum: Was verbindet man automatisch mit Kubas Hauptstadt? Klar: Havana Club. Der weltbekannte Rum ist DER Exportschlager der sozialistischen Nation – und darf natürlich auch beim Stadtrundgang nicht fehlen. Natürlich gibt’s das edle Getränk, vor allem von den jahrelang gereiften Sorten ist die Rede, in jeder Kneipe, besonders Interessierte können aber auch einen Abstecher ins Rummuseum im Osten des Altstadtkerns machen. Die eher kleine Ausstellung ist nur mit Führung zu besuchen,  mutet für europäische Verhältnisse nicht sonderlich spektakulär an, bringt den Urlaubern das Thema aber trotzdem recht gut – und vor allem schnell – näher. Am Ende der Tour darf sich jeder Teilnehmer als Belohnung einen Schluck der sieben Jahre gereiften Köstlichkeit schmecken lassen. Prost!

Was die Amerikaner können, können die Kubaner schon lang: Das Capitolio ist dem Bau in Washington D.C. nachempfunden.
Was Amerikaner können, können Kubaner schon lang: Das Capitolio ist dem Bau in Washington D.C. nachempfunden.

Parallele zu Washington D.C.: Was die Amerikaner können, machen die Kubaner doch mit links. So zumindest ist der erste Eindruck beim Blick auf das Capitolio. Wie in dessen Gegenstück in der Hauptstadt der USA soll hier eigentlich das Parlament tagen, wegen Renovierungsarbeiten, das Gerüst um die Kuppel macht es deutlich, müssen die Abgeordneten derzeit jedoch andernorts beraten. An imposanter Außenwirkung verliert das Gebäude deswegen natürlich trotzdem nicht.

Das Hotel Nacional zählt zu den bekanntesten Hotels der Stadt.
Das Hotel Nacional zählt zu den bekanntesten Hotels der Stadt.

Hotel mit Hollywood-Vergangenheit: Als das Verhältnis der Vereinigten Staaten mir ihrem Nachbarn Kuba noch nicht gestört war, da war das Hotel Nacional am Malecon Anlaufpunkt Nummer eins für Gäste von der anderen Seite der Straße von Florida. Auch Hollywood-Stars kamen und gingen ständig ein und aus, teilweise sogar während des Kalten Krieges. An die angespannte Geschichte erinnert auch eine Bunkeranlage nebst Geschützen und Schützengräben im Garten des pompösen Hauses. Doch auch dazu gibt’s demnächst in einem eigenen Blog-Eintrag nähere Infos.

Umweltpolitische Botschaft an einem Bus in Havanna: Atomkraft? Nein, danke!
Umweltpolitische Botschaft auf einem Bus in Havanna: Atomkraft? Nein, danke!

Atomkraft in Kuba? Nein, zur Achse der Atommächte gehört der Karibikstaat noch nicht. Trotzdem haben wir einen alten Bus entdeckt, auf dem groß und fett in deutscher Sprache eine umweltpolitische Botschaft platziert ist. „Atomkraft? Nein, danke!“ war da zu lesen – wie in der Bundesrepublik auch oftmals verwendet als rundes Symbol auf gelbem Grund mit rotem „Kampf-Smiley“ ausgestattet. Woher die Verzierung stammt, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen…

(Fotos: Josef Scheichenzuber und Gregor Wolf)


Infos
Reisezeit: Wir waren im Oktober 2015 unterwegs. Die Temperaturen schwanken um die 30-Grad-Marke. Regen bekamen wir fast täglich zu Gesicht, meist aber nur kurze Schauer, die schnell wieder von blauem Himmel abgelöst wurden.
Anreise: Wir reisten mit Condor-Direktflügen ab Frankfurt am Main direkt nach Havanna. Nach unseren vier Nächten dort, wurden wir via bereits daheim gebuchtem Transfer in unser Hotel in Varadero gebracht. Der Heimflug ging dann direkt vom Flughafen Varadero nach Frankfurt am Main.
Stadtrundgang: Wir navigierten mit einem Stadtplan aus unserem Reiseführer durch das Zentrum, nahmen ab und zu für längere Strecken – zwingend nur für den Tunnel unter dem Kanal zu Hafeneinfahrt – ein Taxi, legten den Großteil des Weges jedoch zu Fuß zurück. Die meisten der oben beschriebenen Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander und sind gut auf eigene Faust zu erkunden.
Reisebuchung: Flug, Unterkünfte und Transfers buchten wir bei Reisewelt Ellinger in Tittling (Landkreis Passau).
Mehr Berichte: Weitere Beiträge zu Kuba gibt’s unter www.waldundwelt.de/tag/kuba.

 

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